Was ist die mündliche Tora? Wie ist sie überliefert worden?
Kurzfassung
Anmerkung der Redaktion: In dieser Reihe, “Halacha: Ein Handbuch” gehen wir einen Schritt zurück von Frauen und Mitzwot, um eine systematische Einführung zu einigen der wichtigsten Bausteine der Halacha zu geben. In diesem ersten Beitrag werden die grundlegenden Aspekte der mündlichen Tora vorgestellt. Wir planen weitere Einführungen in die Methoden der Auslegung der schriftlichen Tora, die von unseren Weisen angewandt wurden, in ihre Autorität und vieles mehr.
Was ist die Tora Schebe’al Peh?
Wörtlich: die mündliche Tora. Sie bezieht sich auf die rabbinische Auslegung, den Kommentar und die Anwendung der Tora Sche-bichtav, der schriftlichen Tora.
Warum brauchen wir die mündliche Tora überhaupt?
Wie die Tora selbst sagt, kann der biblische Text nur mit Hilfe der mündlichen Tora sprachlich und rechtlich richtig verstanden werden.
Die Tora Sche-be‘al Peh ist eine Art Fachsprache zwischen Gott und dem jüdischen Volk. Der herausfordernde Prozess des Lernens sorgt für das richtige Verständnis der Tora und die Verbindung zu ihr und letztlich zu Gott.
Die mündliche Tora gibt uns auch Werkzeuge in die Hand, mit denen wir die Tora im Laufe der Zeit in neuen Situationen anwenden können.
Wie wurde die Tora Schebe‘al Peh weitergegeben?
Am Berg Sinai übergab Gott dem Volk Israel neben den schriftlichen Geboten auch einen breiteren Korpus der Tora, der vom Volk als Ganzes gelehrt und weitergegeben wurde, wobei die geistige Führung jeder Generation die Führung in diesem Prozess übernommen hat.
Wie kam es zur Verschriftlichung?
Nach dem Bar Kochba-Aufstand, einem jüdischen Aufstand gegen die römische Übermacht (132-136 n.d.Z.), verschärfen sich die römischen Verordnungen, die die Erhaltung und Weitergabe der Tora Sche-be’al Peh immer mehr bedrohen. Rabbi Jehuda Hanassi ergreift die drastische Maßnahme, die Lehren der mündlichen Tora in Form der Mischna zu sammeln, niederzuschreiben und zu konsolidieren, um dieses Wissen zu retten.
Was sind die ersten Bestandteile der Mischna?
Die Mischna war eine knappe und aktuelle Zusammenstellung der mündlichen Tora aus der tannaitischen Zeit als Rabbi Jehuda Hanassi gelebt hat. Andere Sammlungen tannaitischer Lehren sind Midraschei Halacha, Mechiltot, Sifra und Sifrei – gesammelte Lehren, die nach Versen geordnet sind – und die Tosefta, die in etwa der Mischna entspricht.
Wenn eine tannaitische Lehre, die nicht in der Mischna enthalten ist, im Talmud zitiert wird, nennt man sie eine Baraita. (“Bar” ist das aramäische Wort für “außerhalb”). Diese Lehren sind weniger verbindlich als die Mischna, erweitern aber unser Verständnis der Tora.
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