Was versteht man unter der Verpflichtung der Frauen zur Megillalesung? Wer kann an einer Lesung teilnehmen? Darf eine Frau für sich selbst oder für andere lesen?
Kurzfassung
Was ist die Mitzwa und wie wird sie ausgeführt?
Die Mitzwa umfasst das Lesen der Megilla in der Purimnacht und am Purimtag, um so das Wunder von Purim bekannt zu machen.
Die Zuhörer erfüllen ihre Pflichten durch den halachischen Mechanismus von Schome’a ke-kore, d.h. ein Zuhörer ist gleichbedeutend mit einem Leser. (Wenn die Leser die Lesung aufteilen, sollten alle die Brachot und die Lesung vollständig hören.)
Sind Frauen zu dieser Mitzwa verpflichtet?
Ja – obwohl sie positiv und zeitgebunden ist – aufgrund des talmudischen Prinzips des af hen, der Teilhabe am Wunder. Viele Autoritäten sind der Meinung, dass Frauen voll und ganz verpflichtet sind, die Megilla zu lesen.
Die Tosefta, ein Paralleltext zur Mischna, jedoch nimmt Frauen von der Mitzwa aus. Behag interpretiert die Befreiung der Tosefta als eine Befreiung vom Lesen, so dass Frauen nur zum Hören der Megilla verpflichtet sind.
Behags Ansicht folgend, einem Gelehrten aus der geonischen Periode, sagen einige, dass Frauen (oder Männer, die für eine Gruppe von Frauen lesen) die Bracha “al Mikra Megilla” beim Lesen der Megilla durch “al Mischma Megilla” beim Hören der Megilla ersetzen sollten. Andere erwähnen die letztere Bracha nicht oder lehnen ihre Verwendung ab.
Brauchen wir einen Minjan, ein Quorum von mind. zehn, für das Lesen der Megilla?
Nicht grundsätzlich, aber die Anwesenheit von zehn oder mehr Personen wird bevorzugt, um das Wunder bekannt zu machen und wegen Be-Rov Am Hadrat Melech, in der Menge des Volkes ist die Herrlichkeit des Königs (Mischlei 14:28), zu erfüllen – solange die größere Zahl der Anwesenden das Hören der Megilla nicht beeinträchtigt.
Zählen Frauen zum Quorum von zehn Personen für die Megilla?
Dies ist umstritten. Auch wenn die Megillalesung keinen Minjan, kein Quorum erfordert, da es nicht als „Davar sche’bi’Keduscha“ (heilige Angelegenheit) zählt, ziehen wir das Lesen mit einem Minjan vor, um das Wunder zu verkünden (Pirsume Nissa). Die wichtigsten Ansichten sind:
- Nein, denn ein Quorum von zehn Personen besteht immer aus zehn Männern.
- Ja, wenn es sich nur um Frauen handelt, aber nicht, wenn sie zusammen mit Männern ein Quorum bilden, aus Gründen des Anstands (Tzniut).
- Ja, weil die Frauen verpflichtet sind und das Wunder bekannt machen können.
Während Rema letzteres im Zweifel lässt, zählen eine Reihe von Autoritäten Frauen allein als Quorum, bei dem die Bracha nach dem Lesen der Megilla rezitiert werden kann.
Kann eine Frau die Verpflichtung eines Mannes erfüllen?
- Einige sind der Meinung, dass sie das nicht darf, weil die Verpflichtungen unterschiedlich hoch sind.
- Andere sind der Meinung, dass ihre Verpflichtung der des Mannes gleichwertig ist und sie es daher darf. Innerhalb dieser Gruppe gibt es noch einige, die behaupten, dass sie es nicht darf, zumindest nicht außerhalb einer dringenden Situation aus anderen halachischen Gründen. Dieser Ansicht wird in der Praxis gefolgt.
Darf eine Frau die Megilla für sich selbst oder für andere Frauen lesen?
Der Talmud lehrt, dass Frauen “zum Lesen geeignet” sind. Frühe Autoritäten schlagen vor, dass Behag dies so liest, dass es sich auf das Lesen für andere Frauen bezieht, die die gleiche Verpflichtung haben.
Korban Netanel legt jedoch nahe, dass eine Frau nicht für andere Frauen lesen darf. Der Sohar, gefolgt von Magen Awraham (17. Jhd.), scheint zu entscheiden, dass eine Frau nicht für sich selbst lesen darf. Die Mischna Berura (19. Jhd.) zitiert diese beiden Urteile. Viele andere haben sie in Frage gestellt.
Welche anderen halachischen Diskussionen ergeben sich in Bezug auf das Vorlesen von Frauen durch Frauen?
Es wurden Bedenken darüber geäußert, welche Bracha zu rezitieren ist, wie sich das Vorlesen durch Frauen auf die Mehrheit auswirkt und wie sich bestehende Bräuche ändern.
Andere betonen, dass es eine lange Geschichte separater oder häuslicher Lesungen für Frauen gibt, dass diese nicht immer in Spannung zur Mehrheit stehen müssen und dass sie für viele Frauen eine einzigartige rituelle und spirituelle Gelegenheit darstellen.
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