Ist das freiwillige Erfüllen einer Mitzwa erlaubt? Wie sinnvoll ist das?
Kurzfassung
Darf eine Frau freiwillig Mitzwot ausüben?
Ein Testfall aus dem Talmud dafür, ob Frauen freiwillig Mitzwot ausüben dürfen, ist die Semicha, das Anlehnen an ein designiertes Opfertier im Tempel. Das ist ein Ritual, von dem Frauen ausgenommen sind. Aber wären sie erlaubt, sich an das designierte Opfertier anzulehnen?
- Laut Rabbi Jehuda dürfen Frauen Semicha nicht ausführen, denn eine freiwillige Ausführung dieser Mitzwa würde unter “bal tosif” verboten sein. „Bal tosif“ ist das Verbot, zusätzliche Verpflichtungen zu den Geboten hinzuzufügen.
- Rabbi Jossei und Rabbi Schimon erlauben Frauen aber, Semicha auszuführen, weil Semicha einen unabhängigen halachischen Wert hat. Semicha ermöglicht es Frauen, religiöse und spirituelle Zufriedenheit zu erlangen (Nachat Ruach schel Naschim).
Die Halacha folgt der Ansicht von Rabbi Jossei und Rabbi Schimon.
Was ist die halachische Bedeutung einer freiwilligen Leistung?
Obwohl jemand, der in einer Mitzwa nicht verpflichtet ist, das “Befehl”-Element einer Mitzwa nicht nachbilden kann, kann er oder sie dennoch eine Mitzwa erfüllen. Einige mittelalterliche Autoritäten bezeichnen sogar das freiwillige Erfüllen von Mitzwot durch Frauen als eine Mitzwa.
Wie funktioniert das?
In erster Linie ist eine Mitzwa ein Akt des Gehorsams gegenüber Gott, eine Antwort auf Gottes Ruf. Da der freiwilligen Ausführung diese Dimension fehlt, ist derjenige „größer, der befohlen ist und tut, als jemand, der nicht befohlen ist, aber tut” (“gadol Hametzuwe we‘oseh mi-mi sche‘eino metzuwe we-oseh”). Das Wort “größer” lehrt uns aber auch, dass die freiwillige Leistung halachisch bedeutsam ist.
Kann eine freiwillige Leistung wie eine Verpflichtung werden?
Eine Gemeinschaft kann eine Praxis auf sich nehmen, wie z.B. das Hören des Schofars durch Frauen, und diese Praxis in einen Brauch verwandeln, der verbindlich sein kann.
Auf individueller Ebene kann eine Verpflichtung zu einer bestimmten Praxis auch als eine Form eines Neder, eines Gelübdes, verbindlich sein.
Diese beiden Formen der Verpflichtung unterscheiden sich immer noch von der direkten Verpflichtung und sind nicht so bedeutend wie die direkte Verpflichtung.
Sollte die freiwillige Erfüllung der Mitzwa gefördert werden?
Die freiwillige Ausführung von Mitzwot sollte ermutigt werden, sofern sie nicht mit anderen religiösen Verpflichtungen oder Werten kollidiert, insbesondere wenn wir sie als Erfüllung einer Mitzwa ansehen. Letztendlich hat eine Frau die Flexibilität, ihre eigenen Entscheidungen über das Erfüllen von Mitzwot zu treffen, zu denen sie nicht verpflichtet ist.
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