Darf eine Frau eine Bracha (einen Segensspruch) über die freiwillige Ausübung einer Mitzwa rezitieren?
Kurzfassung
Was ist eine Birkat Hamitzwa?
Bevor wir eine Mitzwa ausführen, rezitieren wir üblicherweise eine Bracha (einen Segensspruch). Diese beinhaltet die klassische Formel: „ascher kiddeschanu be-mitzwotaw we-tziwanu…“ („der uns geheiligt hat durch seine Gebote und uns befohlen hat…“).
Wozu dient eine Birkat Hamitzwa?
Die Bracha über eine Mitzwa definiert und verstärkt die Mitzwa-Handlung und hilft, uns auf die Ausführung zu konzentrieren.
Darf eine Frau eine Bracha über die freiwillige Ausführung einer Mitzwa rezitieren?
Laut Rabbenu Tam, einem wichtigen aschkenasischen Gelehrten aus dem 12. Jhd., darf eine Frau eine Bracha über die freiwillige Ausführung einer Mitzwa rezitieren. Rambam (Maimonides, 12. Jhd.) ist dagegen.
Was sind mögliche Bedenken?
Bracha sche-eina tzricha, eine ungerechtfertigte Bracha: Eine Bracha über eine freiwillige Mitzwa zu rezitieren, könnte als Form des vergeblichen Aussprechens des Namens Gottes verboten sein. Rabbenu Tam sagt, dass dies ein rabbinisches Verbot ist, das mehr Spielraum lässt, aber Rambam sagt, dass es ein biblisches Verbot ist, das strikt befolgt werden muss.
„We-tziwanu“ („und [Gott] hat es uns befohlen“): Eine Frau, die von einer Mitzwa befreit ist, wurde nicht von Gott befohlen, diese zu erfüllen.
Wie können wir rechtfertigen, dass eine Frau, die von einer Mitzwa befreit ist, dennoch „we-tziwanu“ sagt?
Ran (14. Jhd.) erklärt, dass sich das Wort „uns“ in „we-tziwanu“ („und [Gott] hat es uns befohlen“) auf das jüdische Volk als Ganzes bezieht. Frauen können die Bracha rezitieren, ohne etwas Falsches zu sagen, weil Frauen Teil des jüdischen Volkes sind.
Was ist die praktische Halacha hier?
Die meisten aschkenasischen Gemeinden folgen dem Rema, der es Frauen erlaubt, positive zeitgebundene Gebote auszuführen und Brachot zu rezitieren.
Der Schulchan Aruch (wichtiger Codex aus dem 16. Jhd.) erlaubt die Ausübung dieser Mitzwot durch Frauen und folgt dabei Rambam (Maimonides, 12. Jhd.). Der Schulchan Aruch aber ist dagegen, dass Frauen die dazugehörigen Brachot rezitieren. Andere wichtige sefardische Gelehrte, einschließlich Chida (18. Jhd.) und Ben Isch Chai (19. Jhd.), erlauben Frauen aber, Brachot über positive zeitgebundene Gebote zu rezitieren. Sefardische Gemeinden haben deshalb unterschiedliche Traditionen in dieser Angelegenheit.