Wie und warum hat sich das Textstudium für Frauen geöffnet?
Kurzfassung
Welche Position nimmt Rambam (Maimonides) zum Torastudium von Frauen ein?
Rambam (Maimonides, 12. Jhd.) kodifiziert die Position von Rabbi Elieser, die besagt, dass ein Vater seine Tochter nicht in der Tora unterrichten solle. Aber Rambam lässt dennoch Raum für das Torastudium von Frauen:
- Rambam begrenzt die Einschränkung auf die mündliche Tora. Das erlaubt den Frauen, die schriftliche Tora zu lernen.
- Seine Wortwahl kann darauf hindeuten, dass es kein klares Verbot für Frauen gibt, die mündliche Tora zu lernen.
- Die Einschränkung, eine Frau zu unterrichten, gilt eventuell nur für einen Vater, der seine Tochter unterrichtet.
- Seine Bedenken bezüglich Talmud Tora von Frauen scheinen nicht für eine Frau zu gelten, die alleine lernt. Das eigenständige Studium von Frauen ist lobenswert.
Rambam bestreitet nicht, dass Frauen die Fähigkeit haben, das Torastudium richtig zu betreiben. Frauen müssen sogar Tora lernen, um die höchsten Stufen des Glaubens zu erreichen.
Welche anderen Zugänge entstehen?
Im neunzehnten Jahrhundert gründet der deutsche Raw Samson Raphael Hirsch eine Tagesschule für Mädchen. Er schreibt, dass formale Bildung eine Erweiterung des informellen Studiums sei, mit dem sich Frauen schon immer beschäftigt haben.
Was ist der moderne Wendepunkt im Torastudium der Frauen?
1917 beobachtet Sarah Schenirer, dass sich gebildete Frauen vom religiösen Leben abwenden. Sie stellt fest, dass ihre Seelen “nach der Tora hungern.” Inspiriert von Raw Hirschs pädagogischem Ansatz, gründet sie das Beis Ja’akow Netzwerk von Mädchenschulen, das sich schnell über ganz Zentraleuropa erstreckt.
Welche Unterstützung erhält Beis Ja’akow und warum?
Chafetz Chaim (Raw Israel Meir Kagan, der Autor der Mischna Berura, 19./20. Jhd.) unterstützt Beis Ja’akow. Er argumentiert, dass historische Entwicklungen weg von traditionellen Gemeinschaften und hin zur textuellen Überlieferung der jüdischen Tradition bedeuten, dass das Lernen durch Nachahmung die Bildungsbedürfnisse von Frauen nicht mehr erfüllen kann. Rabbi Eliesers Vorbehalte gelten nicht mehr. Frauen sollen und müssen sich nun an Texte wenden, um Tora zu lernen.
Welche Texte? Lies hier weiter: Tora lernen IV: Was man lernen soll.