Welche Erklärungen für die Mitzwa der Kopfbedeckung finden sich in den Quellen? Welche anderen Bedeutungen könnte eine Frau in der Mitzwa finden?
Kurzfassung
Was könnte der Grund für die Mitzwa sein, als verheiratete Frau den Kopf zu bedecken?
- Würde: Dass eine verheiratete Frau in der Öffentlichkeit ihren Kopf bedeckt, war früher so selbstverständlich, dass es als eine Frage der grundlegenden Würde und des Anstands angesehen wurde. Im Gegensatz dazu galt ein unbedeckter Kopf als würdelos, weshalb die Mischna die erzwungene Entblößung des Kopfes einer Frau als paradigmatischen Akt der Demütigung einer anderen Person aufführt. Sie lehrt auch, dass die Entblößung des Haares der Sota eine Schmach für sie darstellt.
- Tzniut/Zurückhaltung/Sittsamkeit: Ein gewisses Maß an Bescheidenheit ist Voraussetzung, um würdig zu sein. Die Mischna kategorisiert die Kopfbedeckung einer verheirateten Frau als Dat Jehudit, als übliches sittsames Verhalten der jüdischen Frauen.
- Von einer verheirateten Frau wird aufgrund ihrer Bindung an ihren Ehemann erwartet, dass sie sich an höhere Standards der Sittsamkeit hält als eine alleinstehende Frau. Auch ihr sozialer Status als verheiratete Frau mag höher gewesen sein, und dementsprechend waren auch die Anforderungen an die Würde höher.
Welche anderen Bedeutungen haben Frauen in der Kopfbedeckung gefunden?
- Ein Zeichen der Ehe: Die Mischna lehrt, dass das lose Haar einer jüdischen Braut bei der öffentlichen Prozession zu ihrer Hochzeit ein sicheres Zeichen dafür war, dass sie noch nicht verheiratet war. Die Kopfbedeckung wird zu einem wichtigen Zeichen des Ehestandes, auch wenn die frühen rabbinischen Texte dies nicht als Grund für die Mitzwa angeben.
- Ehrfurcht: Ein Mann bedeckt seinen Kopf, zum Beispiel mit einer Kippa, wenn er den Namen Gottes rezitiert oder eine Synagoge betritt. Einige Autoritäten wenden diese Regelung auch auf Frauen an. Raw Owadia Josef (20./21. Jhd.) zum Beispiel meint, dass eine verheiratete Frau ihren Kopf bedecken sollte, wenn sie betet oder eine Bracha rezitiert, und dass es lobenswert ist, wenn alleinstehende Frauen dies auch tun. Andere rechtfertigen die gängige Praxis, dass Frauen, ob verheiratet oder nicht, in dieser Hinsicht nicht streng sind. Selbst wenn die Kopfbedeckung aus diesem Grund nicht obligatorisch ist, kann eine Frau sie dennoch als Zeichen der Furcht vor dem Himmel betrachten.
- Identifikation: Die Kopfbedeckung dient auch als sichtbares Zeichen der Zugehörigkeit zu einer halachisch observanten Gemeinschaft.
Darf eine Frau ihren Kopf bedecken, nur weil die Halacha es verlangt?
Die halachische Verpflichtung ist genug. Dennoch sind diese anderen Gedanken wichtig, und es kann hilfreich sein, darüber nachzudenken, zumal die Kopfbedeckung im Laufe der Zeit weitere Bedeutungen gewinnen kann.
Als nächstes erörtern wir, wer zur Kopfbedeckung verpflichtet ist.
Lies hier weiter: Kopfbedeckung III – wer.