Was ist ein Männerartikel (Kli Gewer)? Was ist das Verbot für eine Frau, einen solchen zu tragen? Wie wirkt sich die Absicht auf diese Halacha aus?
Kurzfassung
Was ist ein Kli Gewer?
Die Tora verbietet einer Frau das Tragen eines Männerartikels, eines Kli Gewer, und einem Mann das Tragen eines Frauengewandes, Simlat Ischa (Dewarim 22,5).
Die Definition dessen, was ein männliches oder weibliches Kleidungsstück ist, hängt von den vorherrschenden Bekleidungsnormen einer bestimmten Zeit und eines bestimmten Ortes ab.
Ein Jude, der die Halacha einhält, darf keine Kleidungsnormen annehmen, die mit einem anderen Geschlecht assoziiert werden. Eine Übertretung kann aber zu einer Verschiebung in der Art und Weise führen, wie die Halacha einen bestimmten Gegenstand kategorisiert.
Ist geschlechtsneutrale Kleidung zulässig?
Die Tora und die anschließende halachische Diskussion verbieten insbesondere einer Frau das Tragen eines Kli Gewer und einem Mann das Tragen einer Simlat Ischa. Dies lässt Raum für das Tragen geschlechtsneutraler Kleidungsstücke.
Welchen Umfang hat das Verbot?
Der Sifri, ein früher halachischer Text, und der Talmud berichten über eine tannaitische Diskussion:
- Tanna Kama leitet aus dem Vers ab, dass Kli Gewer nur dann verboten ist, wenn das Cross-Dressing zu einer “Abscheulichkeit” führen würde. Er definiert dies als eine Verkleidung, die es einer Frau ermöglicht, unter Männern zu sitzen oder zu verweilen. Diese Ansicht scheint eine solche Kleidung nur dann zu verbieten, wenn sie die Gesamterscheinung einer Person verändern würde.
- Rabbi Elieser ben Ja’akow lehrt, dass eine Frau keine Kriegswaffe tragen darf, die typischerweise mit Männern assoziiert wird, und dass ein Mann sich nicht nach der Art der Frauen schmücken darf. Seine Meinung scheint das Tragen auch nur eines einzigen sichtbaren Kli Gewer auszuschließen, und so regelt es auch der Rema.
Was ist der Grund für dieses Verbot?
Die größte Sorge im halachischen Diskurs ist, dass eine Person sich so kleiden könnte, dass sie einem anderen Geschlecht ähnelt, was zu einer extremeren und konstanten Vermischung zwischen den Geschlechtern und letztlich zu unzüchtigem Verhalten führen könnte.
Wie wirkt sich die Absicht auf den Geltungsbereich des Verbots aus?
Hierzu gibt es drei Hauptauffassungen:
- Kli Gewer ist nur verboten, wenn es in zügelloser Absicht getragen wird (Quelle: das mittelalterliche Sefer Mitzwot Katan).
- Kli Gewer ist unabhängig von der Absicht verboten (Quelle: das mittelalterliche Sefer Jere’im).
- Kli Gewer ist verboten, es sei denn, es gibt einen funktionalen Zweck, es zu tragen. Tosafot legen den Grundstein für diese Position. Bach, ein Kommentator zum halachischen Codex Arba’ah Turim, regelt, dass das Verbot von Kli Gewer für Fälle gilt, in denen eine Frau versucht, sich zu schmücken, um einem Mann zu ähneln, und nicht, wenn ein weniger dekoratives und funktionelleres Kleidungsstück zu einem konstruktiven Zweck wie dem Schutz vor den Elementen getragen wird. Schach, ein Kommentar zum Schulchan Aruch, beschränkt diese Erlaubnis auf Fälle, in denen es zumindest ein äußeres Zeichen für das Geschlecht der Frau gibt.
Was ist mit der Kleidung für Simcha, die Freude?
- Sefer Jere’im, gefolgt von Bach (Beit Chadash, 17. Jhd.), lehnt die Idee ab, dass die Absicht, sich durch das Verkleiden zu freuen, die Bedenken von Kli Gewer beiseiteschieben würde.
- Mahari Mintz (15. Jhd.) sieht die Absicht, sich an Purim zu freuen, als ausreichend an, um den Brauch des Cross-Dressing für Kostüme zu rechtfertigen.
Auch der Rema unterstützt solche Kostüme an Purim zum Zweck der “Simcha Be‘alma”, der reinen Freude. Andere beschränken diese Nachsicht auf Fälle, in denen die Verkleidung unvollständig ist und das Geschlecht der Person klar erkennbar ist.
Das Verkleiden im Rahmen einer Aufführung kann eine Angelegenheit der reinen Freude sein und unterliegt denselben Parametern wie Kostümen an Purim.
Und Waffen zur Selbstverteidigung?
Frauen dürfen Waffen tragen, wenn dies zur Selbstverteidigung erforderlich ist. Wenn es nicht der Selbstverteidigung dient, betrachten viele Autoritäten das Tragen einer Waffe durch eine Frau als auf der Ebene der Tora verboten.
Raw Jehuda Henkin (20./21. Jhd.) hat argumentiert, dass, wenn Rabbi Elieser ben Ja’akows Erwähnung einer Waffe nur als Beispiel für ein Kli Gewer gemeint ist, ihre Zulässigkeit für Frauen von Zeit und Ort abhängen würde. In diesem Fall wäre sie vielleicht dort nicht mehr verboten, wo Frauen routinemäßig Waffen tragen.
Erfahre hier mehr über Kli Gewer und Tzitzit.