Welche Halachot und Bräuche gibt es für den Hochzeitstag, von der Mikwe über das Fasten bis hin zum Kleid und den Accessoires? Darf sich ein Paar vor der Hochzeit sehen?
Kurzfassung
Wie beginnt der Hochzeitstag einer Kalla (Braut)?
Der Hochzeitstag beginnt für die Kalla oft mit einem Tauchbad am Vorabend. Eine Kalla kann aber auch bis zu vier Tage vor der Hochzeit oder, falls erforderlich, auch früher (oder am Tag der Hochzeit) untertauchen.
In einigen Gemeinden wird die Kalla von einer Gruppe weiblicher Freunde und Verwandter begleitet, und der Besuch der Mikwe nimmt einen feierlichen Charakter an, manchmal gefolgt von einer Henna-Zeremonie am Abend.
Eine Kalla rezitiert eine Bracha über das Tauchbad und kann ein persönliches Gebet hinzufügen. Einige haben den Brauch, ein Schehechijanu zu rezitieren. Halachische Autoritäten empfehlen aber, diesen Brauch nicht weiter zu verbreiten.
Wie ist die Stimmung am Hochzeitstag?
Es ist ein freudiger, persönlicher Jom Tow für Chatan (Bräutigam) und Kalla (Braut). In einigen Gemeinden wird er auch als persönlicher Jom Kippur behandelt, mit dem Brauch, in der Mincha Viduy zu rezitieren, ein Gebet zur religiösen Umkehr, und bis zur Hochzeit (oder bis zum Einbruch der Nacht, je nachdem, was früher eintritt) zu fasten, was auch Ausdruck der religiösen Umkehr ist. Entweder gilt dieser Brauch nur für den Chatan oder für Chatan und Kalla. Ein Grund für das Fasten ist es, zu vermeiden, dass das Paar Alkohol trinkt, was ihr Urteilsvermögen während der Zeremonie beeinträchtigen könnte.
Sollten sich das fastende Brautpaar schwach fühlen, kann gegessen und getrunken werden. Es gibt auch die Möglichkeit, überhaupt nicht zu fasten und einfach keine berauschenden Getränke zu sich zu nehmen.
Gibt es halachische Beschränkungen für die Hochzeitskleidung?
Verordnungen aus der Zeit der Aufstände nach der Zerstörung des zweiten Tempels verbieten dem Brautpaar, Kronen zu tragen. Viele halachische Autoritäten erklären, dass das Dekret nur für Kronen aus feinem Metall oder Edelsteinen gilt.
Was ist mit einem weißen Hochzeitskleid?
In früheren Generationen variierten Stil und Farbe der Brautkleider stark. Die heutige Praxis erinnert an die Beschreibung der Mischna, wonach jüdische Frauen an Jom Kippur und Tu Be-Aw, Zeiten der Teschuwa und Freude, weiße Kleider tragen.
Wann dürfen Chatan und Kalla einander sehen?
In einigen Gemeinden ist es üblich, dass sich das Paar vor der Hochzeit unterschiedlich lange nicht sieht. Da es sich hierbei nicht um ein halachisches Verbot handelt und dies in der halachischen Literatur auch nicht gut belegt ist, gibt es Raum für Flexibilität. Körperlicher Kontakt ist dem Paar erst nach der Rezitation der Schewa Berachot unter der Chuppa erlaubt.
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