Wie betrachtet die Halacha Berührungen innerhalb und außerhalb der Ehe? Auf welchen halachischen Grundlagen basiert Schemirat Negia, das Vermeiden von außerehelichen Berührungen?
Kurzfassung
Wie betrachten die traditionellen Texte Berührungen?
Die halachischen Beschränkungen für sexuelle Intimität und Berührung schaffen feste Grenzen, die uns heiligen und uns zur Selbstbeherrschung auffordern. Dabei werden die Bedeutung der Sexualität, ihr Ausdruck in der Ehe und die Wichtigkeit von körperlichen Berührungen nicht geschmälert.
Welche sexuellen Beziehungen verbietet die Tora (Gilui Arajot)?
- Die Tora verbietet sexuelle Beziehungen zwischen bestimmten engen Verwandten (siehe Paraschat Acharei Mot),
- zwischen einer verheirateten Frau und einem anderen Mann als ihrem Ehemann und
- während der Nidda (der Zeit der menstruellen Unreinheit), sowohl innerhalb als auch außerhalb der Ehe (letzteres typischerweise von der ersten Menstruation der Frau bis zum Untertauchen kurz vor der Ehe)
Was bedeutet der biblische Imperativ „lo tikrewu“ („nähert euch nicht den Gilui Arajot”, Wajikra 18:6)?
- Männer und Frauen sind gleichermaßen verantwortlich für einvernehmliche sexuelle Übertretungen.
- Einige rabbinische Autoritäten sind der Meinung, dass „lo tikrewu“ ein biblisches Verbot für intime Handlungen darstellt, die tatsächlichen sexuellen Beziehungen bloß nahe kommen. Andere, einschließlich Ramban, betrachten diese Handlungen als rabbinisch verboten.
Welche Berührungen verbietet „lo tikrewu“ laut denjenigen Meinungen, die diesen Imperativ als ein biblische Verbot betrachten?
Hierzu gibt es unterschiedliche Meinungen:
- Jede Berührung ist untersagt (eine mögliche Lesart von Raschba).
- Jede Berührung mit lustvoller Absicht ist verboten (Rabbenu Jona).
- Sexuelle Berührungen, einschließlich Umarmungen und Küssen, die zu Beziehungen führen könnten, sind verboten (Rambam).
Was sagt Rambam zu Berührungen, die nicht sexueller und zärtlicher Natur sind?
Rambam regelt, dass jede Berührung zwischen einem verheirateten Paar während der Nidda rabbinisch verboten ist, und untersagt auch Umarmungen und Küsse innerhalb der Familie, selbst wenn sie nicht sexueller Natur sind. Daraus können wir schließen, dass er Umarmungen oder Küsse gegenüber anderen Paaren, die einander verboten sind, nicht
erlaubt.
Und Berührungen, die überhaupt nicht zärtlich sind?
- Einige halachische Autoritäten sind der Meinung, dass nicht-zärtliche Berührungen rabbinisch verboten sind.
- Andere meinen, dass sie zulässig sein können, wenn sie erkennbar nicht sexueller und zärtlicher Natur sind.
Was gilt als „jehareg we-al ja’awor,“ als ein Verbot, das unter keinen Umständen übertreten werden darf?
Gilui Arajot ist eines der drei Verbote, die auch dann bestehen bleiben, wenn die Rettung eines Lebens von ihrer Übertretung abhängt, „jehareg we-al ja’awor.“
Halachische Autoritäten debattieren darüber, ob Handlungen, die gegen „lo tikrewu“ verstoßen (vorausgesetzt, es handelt sich um ein Tora-Verbot), auch der Kategorie „jehareg we-al ja’awor“ zuzuordnen sind. Dann würde man diese Tora-Verbote, die unter „lo tikrewu“ fallen, unter keinen Umständen übertreten dürfen. Einige wenden „jehareg we-al ja’awor“ im weiteren Sinne auch auf rabbinische Verbote an.
Wir erörtern die praktischen Auswirkungen dieser Ansichten und analysieren andere gängige Kategorien von Berührungen in unserem nächsten Beitrag.