Heirat II: Die Mitzwa und Bracha von Kidduschin

Ist Kidduschin eine Mitzwa?

Halachische Autoritäten diskutieren darüber, ob Kidduschin überhaupt eine Mitzwa ist oder nicht. Es könnte keine Mitzwa sein, oder es könnte ein erster Schritt zur Erfüllung einer anderen Mitzwa sein – entweder Fortpflanzung oder Heirat, oder es könnte eine Mitzwa für sich sein.

Ist es eine Mitzwa oder eine Verpflichtung für Frauen?

Frauen sind von der Mitzwa der Fortpflanzung ausgenommen. Selbst wenn wir Kidduschin als die erste Stufe der Mitzwa der Fortpflanzung betrachten, kann sie dennoch für Frauen gelten. Das liegt daran, dass eine Frau entweder ihrem Mann ermöglicht, die Mitzwa der Fortpflanzung zu erfüllen, die Mitzwa der Fortpflanzung selbst freiwillig erfüllt oder selbst zu Schewet (dem Bevölkern der Welt) verpflichtet ist.

Alternativ dazu kann Kidduschin eine Mitzwa für eine Frau sein, weil es ihr halachischer Weg zu einer intimen Beziehung und Partnerschaft ist.

Es gibt halachischen Spielraum für Frauen, die Heirat aufzuschieben oder nicht zu heiraten.

Was ist Birkat Erusin?

Eine Bracha (Segensspruch), die vor dem Kidduschin rezitiert wird und besagt, wann Beziehungen verboten und wann sie erlaubt sind.

Um welche Art von Bracha handelt es sich?

• Es gibt zwei Hauptansichten:
  Birkat ha-mitzwa: Kidduschin ist eine Bracha, die vor der Ausführung einer Mitzwa, in diesem Fall Kidduschin, rezitiert wird. Obwohl der Rambam die Rezitation auf den Chatan, den Bräutigam, oder seinen Vertreter beschränkt, sind einige der Ansicht, dass sie potenziell auch der Kalla, der Braut, obliegt, wenn Kidduschin für sie eine Mitzwa ist.
• Birkat Ha-Schevach: Kidduschin ist eine Bracha des Lobes, in diesem Fall des Lobes Gottes für die Heiligkeit des jüdischen Volkes, die durch die Einhaltung der sexuellen Einschränkungen, Kidduschin und Nissuin, zum Ausdruck kommt.

Wer rezitiert diese Bracha?

• Wenn es eine Birkat ha-Mitzwa ist, dann sollte der Chatan sie rezitieren, weil er die Mitzwa erfüllt. Sollte es eine andere Person rezitieren, muss diese der Pflicht der Kidduschin unterliegen, um die Verpflichtung des Chatans zu erfüllen, was das Rezitieren durch eine Frau ausschließen kann.
• Wenn Kidduschin ein Birkat ha-Shevach ist, obliegt es vielleicht jedem, der bei der Zeremonie anwesend ist und es von halachischer Sicht rezitieren könnte. Oder aber die Vorschrift sieht vor, dass der Chatan Kidduschin rezitieren muss, weil er sowohl direkt vom Kidduschin profitiert als es auch ausführt.

In der Praxis rezitiert in den meisten Gemeinden der Mesader Kidduschin (Amtsträger) die Bracha, um einen Chatan, der eventuell Schwierigkeiten beim Rezitieren hätte, nicht in Verlegenheit zu bringen, oder um den Anschein von Juhara (spirituelle Effekthascherei) seitens des Chatans zu vermeiden.

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