Warum ist die Trennung der Geschlechter für das Gebet wichtig? Welchem Zweck dient die Mechitza?
Kurzfassung
Welche Präzedenzfälle gibt es für die Geschlechtertrennung?
- Männer und Frauen rezitierten das Schirat Hajam, das Lied vom Meer, getrennt.
- Einem Midrasch zufolge standen auch Männer und Frauen am Sinai separat.
Wie lässt sich das auf die Geschlechtertrennung in der alltäglichen Begegnung mit Gott übertragen?
Das Gebet verlangt Ernsthaftigkeit, Kowed Rosch. Unsere Weisen waren besonders darauf bedacht, Kalut Rosch (Frivolität) zu verhindern, die entstehen kann, wenn sich Männer und Frauen frei mischen, besonders während des Gebets.
Was ist der Präzedenzfall für eine physische Barriere zwischen Männern und Frauen?
Die Geschlechtertrennung im Beit Hamikdasch, im Tempel, dient als Präzedenzfall für eine physische Barriere zwischen Männern und Frauen, denn die Halacha betrachtet die Synagoge als einen Tempel im Kleinen.
Im Beit Hamikdasch verließ eine Frau nur dann den Esrat Naschim, den Frauenhof, um die Azara, den Innenhof, zu betreten, wenn sie einen bestimmten rituellen Grund hatte, sich dort aufzuhalten. Die Höfe waren durch fünfzehn Stufen getrennt, und die Frauen gingen durch ein spezielles Tor zwischen ihnen hin und her.
Bei Simchat Beit Hascho’ewa, dem Fest der Wasserschöpfung an Sukkot, führte der Jubel immer wieder zu Kalut Rosch – Frivolität. Das wollte man verhindern. Obwohl es normalerweise verboten ist, den Tempel baulich zu verändern, bauten die Weisen einen Frauenbalkon, um eine Vermischung von Männern und Frauen zu verhindern und gleichzeitig sicherzustellen, dass alle anwesend sein konnten.
Wo sind die Gesetze der Mechitza in der Synagoge kodifiziert?
Im Talmud, im Schulchan Aruch und in Remas Kommentar zum Schulchan Aruch werden sie nicht direkt erörtert, vielleicht weil die Trennung der Geschlechter beim Gebet weitgehend als selbstverständlich angesehen wurde. Die mittelalterlichen Autoritäten erwähnen beiläufig Gebetsräume für Frauen, oft in separaten Gebäuden oder als bauliche Ergänzung zu einer Synagoge.
Worin besteht die Verpflichtung zur Mechitza?
- Raw Mosche Feinstein (20. Jhd.) vertritt die Auffassung, dass die Mechitza nach dem Gesetz der Tora obligatorisch sei.
- Raw Josef Soloveitchik (20. Jhd.) behauptet, dass die Geschlechtertrennung in der Synagoge eine Angelegenheit des Toragesetzes sei, aber eine physische Barriere zwischen Männern und Frauen eine rabbinische Verpflichtung wäre.
Dient die Mechitza einem anderen Zweck?
In seinem Kommentar zur Mischna fügt Rambam (Maimonides, 13. Jhd.) hinzu, dass die Geschlechtertrennung Männer davon abhält, Frauen anzustarren.
Was war Rambams Anliegen in Bezug auf das Anstarren?
Es gibt zwei Hauptgründe:
- Eine Mechitza konnte das Anstarren als Teil einer flirtenden Interaktion verhindern.
- Eine Mechitza konnte auch das Anstarren zum Vergnügen verhindern, wenn dies zu sexuellen Übertretungen führen könnte.
Als Nächstes werden wir erörtern, wie der Zweck der Mechitza mit ihrer Struktur zusammenhängt.
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