Wie sieht die Halacha den Gesang im Allgemeinen? Was ist bei Kol Ischa von besonderer Bedeutung? Wann und für welche Art von Stimme gilt Kol Ischa?
Kurzfassung
Gibt es halachische Grenzen für das Singen im Allgemeinen?
Ja, insbesondere als Reaktion auf die Zerstörung (Churban) des Beit Hamikdasch, des Tempels, obwohl einige Einschränkungen seither aus der Praxis gefallen sind.
Ob Singen zulässig ist, hängt von dessen Kontext, Inhalt und Zweck ab. Während religiöser Gesang mit Wohlwollen betrachtet wird, sind vulgäre Lieder oder Lieder, die in einer unzüchtigen oder nicht sittsamen Weise gesungen werden, insbesondere live und bei Wein, nicht erlaubt.
Wo beginnt die halachische Diskussion über Kol Ischa?
Auf Grundlage von Versen aus dem Tanach, die die angenehme Natur der weiblichen Stimme und ihr Potenzial zur Erregung hervorheben, sagt der Amora Schmuel “kol be-ischa Erwa”: Für Männer wird die Stimme einer Frau halachisch mit Nacktheit gleichgesetzt, so dass es ihnen verboten ist, sie frei zu genießen.
Wann gilt das Verbot von Kol Ischa?
Der Talmud zitiert Schmuels Aussage sowohl im Zusammenhang mit der Erörterung dessen, was ein Mann beim Rezitieren des Schma antreffen darf, als auch im Kontext einer Konversation.
Einige frühe halachische Autoritäten beschränken die Halacha von Kol Ischa auf Situationen, in denen ein Mann das Schma rezitiert, betet oder die Tora lernt.
Andere wiederum wenden Kol Ischa potenziell zu jedem Zeitpunkt an. Zu diesem Lager gehört auch der Schulchan Aruch (16. Jhd.), obwohl er zur Vorsicht während des Keri’at Schma aufruft.
Für welche Art von Stimme gilt Kol Ischa?
Halachische Autoritäten erörtern Kol Ischa in Bezug auf weniger gebräuchliche Verwendungen der Stimme einer Frau:
- Die Singstimme
- Die Sprechstimme, die in einer ungewöhnlichen Weise eingesetzt wird, die zu Kiruw Hada’at führt, einem Gefühl der Intimität (außerhalb des familiären, ehelichen oder dating-bezogenen Kontextes).
Was bedeutet das in der Praxis?
Der vorherrschende halachische Ansatz zu Kol Ischa besagt, dass Kol Ischa ein Problem wird, wenn ein Mann eine Frau singen hört, mit oder ohne Kiruw Hada’at.
Raw Mosche Lichtenstein (20. Jhd.) hat vorgeschlagen, Kol Ischa nur auf bestimme Lieder anzuwenden, auf Lieder, die Kiruw Da’at fördern oder anderweitig “die Sinnlichkeit und Weiblichkeit der Sängerin betonen,” wobei die Definition des Begriffs vom Kontext abhängen würde.
Als Nächstes gehen wir der Frage nach, auf wessen Stimme Kol Ischa zutrifft und was diese Diskussion für Frauen bedeutet.
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