Wann sollte eine Frau die Verpflichtungen eines Mannes erfüllen?
Kurzfassung
Was ist die grundlegende Halacha, wenn Frauen Verpflichtungen anderer erfüllen möchten?
Eine Frau kann im Allgemeinen die Verpflichtung einer Frau oder eines Mannes erfüllen, wenn sie auf der gleichen (oder einer höheren) Ebene verpflichtet ist.
Warum erfüllen dann Frauen nicht öfters die mündlichen Verpflichtungen von Männern oder rezitieren Brachot für sie?
Wenn die Frau dies tut, weil der Mann nicht gelernt hat, wie man eine bestimmte Mitzwa oder Bracha rezitiert, sieht der Talmud dies als Versagen in seinem Lernen.
Diese Tradition hat halachisches Gewicht.
Einige frühe halachische Autoritäten äußern Einwände oder Vorbehalte dagegen, dass Frauen die Verpflichtungen von Männern erfüllen.
Abgesehen von dieser talmudischen Tradition, was wären die Bedenken gegen Frauen, die Pflichten von Männern zu erfüllen?
- Die Tosafisten deuten an, dass es in manchen Kontexten „würdelos” wäre, ohne aber eine klare Erklärung dafür zu geben. Ihre Ansicht ist auf verschiedene Weise interpretiert worden:
- Vielleicht sollte eine Frau die Pflichten eines Mannes nur dann erfüllen, wenn er ein Mitglied ihres Haushalts ist (Mischna Berura, 19. Jhd.).
- Vielleicht sollte eine Frau die Pflichten eines Mannes nur erfüllen, wenn es sich um einen privaten Rahmen handelt (Aruch Haschulchan, 19. Jhd.).
- Oder vielleicht sollte eine Frau die Pflichten eines Mannes nur erfüllen, wenn die Mitzwa nicht von Natur aus gemeinschaftlich ist, z.B. Kiddusch rezitieren: ja; die Megilat Esther (Estherrolle) lesen: nein (Raw Jedidia Weil, 18. Jhd.).
Was ist die praktische Halacha?
Jeder der oben genannten Ansätze hat halachische Unterstützung. Der Ansatz des Schulchan Aruch (16. Jhd.) ist unklar. Er befürwortet ohne Zögern, dass Frauen die Kiddusch-Verpflichtung von Männern erfüllen können, erwähnt aber eine restriktivere Meinung, wenn es um das Lesen der Estherrolle geht.
Viele halachische Autoritäten raten Frauen davon ab, die Pflichten von Männern zu erfüllen, während andere Autoritäten dies so weit wie möglich fördern wollen. Im Großen und Ganzen gilt: Je öffentlicher der Raum ist, desto mehr tendiert man dazu, restriktiv zu sein. Letztendlich ist es eine Frage, die eine Gemeinde und ihre halachische Führung unter Berücksichtigung der potenziellen Vor- und Nachteile ausarbeiten müssen.