Was sind Selichot? Sind Frauen verpflichtet, sie zu rezitieren? Erfordern sie einen Minjan?
Kurzfassung
Warum sind die dreizehn Eigenschaften der Barmherzigkeit so wichtig?
Nachdem Gott die Sünde des Goldenen Kalbs vergeben und am Jom Kippur dem Volk Israel die zweite Version der Gesetzestafeln gegeben hat, tritt er vor Mosche und verkündet die dreizehn Eigenschaften der Barmherzigkeit (Schemot 34:5-7).
Dem Talmud zufolge trug dabei Gott einen Tallit wie ein “Shali’ach Tzibbur”, ein Vorbeter. Gott demonstrierte damit eine “Gebetsordnung”, die als Teil des Bundes Gottes mit dem jüdischen Volk die göttliche Vergebung sicherstellte. Das bewusste Sprechen dieser Gebete als Teil des Prozesses der Reue kann uns helfen, Gott zu erkennen.
Was sind Selichot?
Selichot ist ein Name für diese Gebetsordnung, eine Liturgie, die uns hilft, durch gemeinsames Sprechen der dreizehn Attribute der Barmherzigkeit Vergebung zu finden, welche als parallel zum Rezitieren des Schmone Esre betrachtet werden.
Wann sollten wir zu Beginn des Jahres Selichot beten?
Vorzugsweise zwischen Chatzot (die halachische Mitternacht) und der Morgendämmerung. Diese Zeit gilt als “Et Razon”, eine besonders günstige Zeit für Gebete. Wenn nötig, sind auch andere Zeitpunkte möglich.
Wir beginnen entweder mit dem Beginn des Elul (Edot Hamisrach) oder mit dem Motza’ei Schabbat vor Rosch Haschana, aber mindestens vier Tage vor Rosch Haschana (Aschkenasim), und setzen sie bis Jom Kippur fort, wenn sie in den formellen Gebetsdienst integriert werden. (Chabad hört an Rosch Haschana auf.)
Sind Frauen verpflichtet, Selichot zu rezitieren?
Der Hauptgrund für das Rezitieren der Selichot überschneidet sich mit dem Grund für die Verpflichtung der Frauen, das Gebet zu rezitieren – die Bedeutung der Suche nach Gottes Barmherzigkeit. Selichot ist jedoch ein Brauch und keine Mitzwa.
Magen Awraham (17. Jhd.) deutet nachdrücklich an, dass es für Frauen seiner Zeit üblich war, an Selichot teilzunehmen, und obwohl die Bräuche variieren, nehmen viele Frauen an der ersten Nacht teil.
Ist für das Rezitieren der Attribute ein Minjan erforderlich?
Ja, laut einer Reihe früher halachischer Autoritäten schon, denn das Rezitieren der Attribute ist grundsätzlich gemeinschaftlich und wird nach einigen Ansichten als Davar she-Bikduscha behandelt.
- Der Schulchan Aruch (16. Jhd.) übernimmt diese Ansicht und fügt hinzu, dass jemand, der ohne Minjan betet, die dreizehn Attribute rezitieren darf, als würde er sie aus der Tora lesen.
- Der Rema schreibt, dass eine Einzelperson keine Selichot rezitieren sollte. Bach versteht dies so, dass jemand, der ohne Minjan betet, die Selichot nicht mit den Attributen und dem Beginn des Verses rezitieren darf.
Diese Ansichten lassen Raum für das Rezitieren eines Großteils der Selichot ohne einen Minjan, indem man entweder die Attribute weglässt oder sie so sagt, wie man sie beim Lernen der Tora sagen würde.
Wer darf Selichot in einem Minjan leiten?
Die Darstellung Gottes beim Sprechen der Attribute als Schali’ach Tzibbur, der Vergleich der Selichot mit einem klassischen Gebetsgottesdienst und der Attribute mit Schmone Esre deuten darauf hin, dass die Person, die Selichot mit einem Minjan leitet, als Schali’ach Tzibbur gilt, der die üblichen Kriterien für andere Gottesdienste erfüllen muss.
Erfahre hier mehr über Schofar im Elul.