Müssen Frauen das Schmone Esre sagen? Wie oft?
Kurzfassung
Haben Frauen die Pflicht, das Schmone Esre zu beten?
Die einfache Lesart der Mischna und des Talmuds legt nahe, dass Frauen verpflichtet sind, das Schmone Esre – die Amida – zu den festgelegten Zeiten zu beten – am Morgen bis zum Ende der vierten halachischen Stunde oder zumindest bis zum halachischen Mittag (Chatzot), und Mincha bis zum halachischen Sonnenuntergang (Schkia). Die Mischna Berura (halachischer Codex, 19. Jhd.) sagt, dass dies die Entscheidung der „meisten halachischen Autoritäten“ ist.
Was ist mit Ma’ariw?
Die Mischna Berura argumentiert, dass Frauen vom Ma’ariw-Gebet befreit sind, weil die Männer es als verbindlichen Brauch auf sich genommen haben. Die Frauen haben das Ma’ariw-Gebet aber nie verbindlich angenommen. Andere Autoritäten sehen aber keinen Grund, zwischen dem Rezitieren des Ma’ariw-Gebets durch Frauen und Männer zu unterscheiden.
Was ist die Grundlage für die Praxis vieler Frauen, weniger als zwei Schmone Esre pro Tag zu beten?
Die Position von Rambam (Maimonides) zur Gebetsverpflichtung von Frauen ist zweideutig. In seinem Kommentar zum Schulchan Aruch schlägt Magen Awraham (17. Jhd.) vor, dass Rambam die Mischna und den Talmud so liest, dass Frauen auf der Tora-Ebene verpflichtet sind, das Schmone Esre zu beten. Sie seien aber nicht rabbinische dazu verpflichtet, zu bestimmten Zeit zu beten. Dies scheint ein Limmud Sechut zu sein, also eher eine Verteidigung der gängigen Praxis als ein klares halachisches Argument.
Gibt es eine andere mögliche Rechtfertigung für Frauen, Gebete auszulassen?
Ja, die Beschäftigung mit der Kindererziehung kann Frauen vom Gebet befreien. Während die Mischna Berura vorschreibt, dass Frauen zum Schmone Esre von Schacharit und Mincha verpflichtet sind, berichtet der Sohn des Verfassers der Mischna Berura, dass er seiner Frau sagte, dass die Beschäftigung mit der Kindererziehung sie von ihren Gebetsverpflichtungen befreit.
Was könnte ein halachischer Grund dafür sein?
Absicht: Der Talmud schlägt vor, dass man überhaupt nicht beten sollte, wenn man sich nicht konzentrieren kann. Obwohl dies in der Praxis normalerweise nur für jemanden gilt, der überhaupt nicht über die Worte nachdenken kann, kann es auch für jemanden gelten, der durch die Anforderungen der Kinderbetreuung abgelenkt ist.
Mit einer Mitzwa beschäftigt sein: Die Beschäftigung mit einer Mitzwa entbindet eine Person davon, eine andere Mitzwa zu verrichten. Obwohl dies in der Praxis normalerweise nur dann zutrifft, wenn eine Person aktiv mit der Ausführung einer Mitzwa beschäftigt ist und nicht ohne Schwierigkeiten zwei Mitzwot gleichzeitig ausführen kann, kann es auch für jemanden gelten, der mit der Kinderbetreuung beschäftigt ist.
Was ist das Minimum, das eine Frau jeden Tag rezitieren sollte?
Selbst wenn man sich auf Ausnahmeregelungen verlässt, sollte eine Frau jeden Tag mindestens einen Ausdruck des Lobes, der Bitte und des Dankes rezitieren, und dies wird am besten durch das Rezitieren des Schmone Esre erreicht. Es liegt an jeder Frau zu bestimmen, wie viel Gebet sie in jeder Phase ihres Lebens bewältigen kann.
Weiter zu Gebet III: Nach dem Aufstehen.