Was ist die Mitzwa des Gebets? Sind Frauen zum Beten verpflichtet?
Kurzfassung
Was ist das Gebet?
Beten bedeutet, sich vor Gott zu öffnen und sich verletzlich zu machen. Beten heißt, Rachamei, die göttliche Gnade, zu suchen.
Befiehlt die Tora jedem Einzelnen, täglich zu beten?
Die beiden bedeutenden sefardischen Gelehrten Rambam (Maimonides, 12. Jhd.) und Ramban (Nachmanides, 13. Jhd.) sind sich in diesem Punkt nicht einig.
Der Midrasch kommt zu dem Schluss, dass sich die Anweisung, Gott “von ganzem Herzen” zu dienen (Dewarim 11,13), auf das Gebet bezieht. Rambam lernt aus dem Midrasch, dass es ein Gebot auf Tora-Ebene gibt, das besagt, dass jeder Mensch ein tägliches Gebet rezitieren soll, das aus Lob, Bitte und Dank besteht.
Ramban behauptet jedoch, dass das Gebet im Wesentlichen eine Gelegenheit ist, göttliche Barmherzigkeit zu suchen. Es sei eher ein Privileg als ein Gebot, und die Verpflichtung zum täglichen Gebet sei rabbinisch.
Was sind die wichtigsten rabbinischen Erlasse in Bezug auf das Gebet?
Rabbinische Erlasse definieren die Sprache und die Zeiten für das Gebet.
- Sprache: Die festgelegte Gebetssprache des Schmone Esre brachte das artikulierte und umfassende Gebet in die Reichweite eines jeden.
- Feste Zeiten für das Gebet: Von den Awot, den Vorvätern, initiiert und später mit dem Zeitpunkt des Opferdienstes verbunden, stellen diese festen Zeiten sicher, dass wir uns in regelmäßigen Abständen an Gott wenden: Schacharit (das Morgengebet) und Mincha (das Nachmittagsgebet) wurden von Anfang an als obligatorisch verordnet. Ma’ariw (das Abendgebet) war zunächst nicht verpflichtend, wurde aber zu einem verbindlichen Brauch.
Wenn das Gebet zu bestimmten Zeiten verpflichtend ist, macht das aus ihm ein positives zeitgebundenes Gebot, von dem Frauen ausgenommen sind?
Die Mischna lehrt, dass Frauen verpflichtet sind, zu beten. Der Talmud erklärt den Grund dafür:
Entweder wird das Gebet nicht wirklich als zeitgebunden angesehen, da feste Zeiten ein sekundärer Aspekt des Gebets sind, oder seine Zeitgebundenheit wird durch seinen Charakter als Rachamei aufgewogen, da alle Menschen Gottes Barmherzigkeit suchen müssen.
Wie sieht das in der Praxis aus? Lies Gebet II: Schmone Esre.