Wann fasten wir und warum? Worin besteht die Verpflichtung zu den einzelnen Fastentagen? Wer ist zum Fasten verpflichtet?
Kurzfassung
Welche Fasttage gibt es und warum wurden sie eingeführt?
- Jom Kippur (10. Tischri) ist der Versöhnungstag, an dem Gott uns die zweite Version der Tafeln gab, die göttliche Vergebung symbolisieren.
- Ta’anit Esther (13. Adar) ist der Tag in Andenken an Esthers Aufruf an die Juden von Schuschan, gemeinsam mit ihr zu fasten, bevor sie sich an Achaschwerosch wandte.
- Asara Be-Tewet (10 Tewet) besteht zum Gedenken an den Beginn der dreijährigen Belagerung Jeruschalajims durch die Babylonier, die der Zerstörung des ersten Tempels vorausging, sowie zum Gedenken an andere Tragödien.
- Schiw’a Asar Be-Tammus (17. Tammus) besteht zum Gedenken an den Durchbruch der Mauern in Jeruschalajim durch die Römer auf dem Weg zur Zerstörung des zweiten Tempels sowie zum Gedenken an andere Tragödien.
- Tisch’a Be-Aw (9. Aw) besteht zum Gedenken an die Zerstörung der beiden Tempel und der Beziehung zu Gott, die sie repräsentierten, sowie zum Gedenken an andere Tragödien.
- Tzom Gedalja (3. Tischrei) ist der Tag in Andenken an die Ermordung von Gedalja ben Achikam, dem letzten Überbleibsel der jüdischen Führung in Judäa nach der Zerstörung des Ersten Tempels, durch jüdische Eiferer.
Worin besteht die Verpflichtung, an Jom Kippur auf Essen und Trinken zu verzichten?
Das Fasten erfüllt das Gebot der Tora, sich an Jom Kippur zu kasteien. Die Übertretung dieses Gebots durch Essen oder Trinken über ein bestimmtes Maß hinaus wird mit Karet bestraft, den unwiderruflichen Ausschluss der Seele, die dann nie Seelenheil wird empfinden können.
Sind Frauen in vollem Umfang dazu verpflichtet?
Ja. Unsere Weisen haben das Gebot, sich zu kasteien, sowohl als positives als auch als negatives Gebot verstanden, so dass es kein positives, zeitlich begrenztes Gebot ist, von dem Frauen ausgenommen sind.
Worin besteht die Verpflichtung an den anderen Fastentagen?
Ta’anit Esther wird oft mit großer Nachsicht behandelt. Tisch’a Be-Aw ist nach rabbinischem Recht absolut obligatorisch. Für die anderen Fasttage gilt, dass sie in Zeiten des Leids und der Verfolgung obligatorisch sind, feierlich in Friedenszeiten und – theoretisch – freiwillig in neutralen Zeiten. In der Praxis werden sie in neutralen Zeiten wie heute als verpflichtend angesehen, weil die Gemeinschaft sie als verbindlich akzeptiert hat.
Und die Frauen?
Die Verpflichtung der Frauen zu diesen Fasten unterscheidet sich nicht von der der Männer, abgesehen von einigen gesundheitsbedingten Ausnahmen.
Welche Bedeutung hat das Fasten?
Wir trennen uns beim Fasten von unseren körperlichen Eigenschaften, um das Geistige emporzuheben. Wir denken über die Lehren aus der Geschichte unseres Volkes nach, identifizieren uns mit unserer Vergangenheit, machen Tschira (Umkehr) und wollen mehr für Gerechtigkeit sorgen.